Ein Aufgabenbereich des NetSan e.V. liegt in der Erarbeitung von und Mitarbeit an einschlägigen Regelwerken, Normen und technischen Richtlinien, die den Bereich der nachhaltigen Sanitärsysteme betreffen, um eine ökologische Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Die aktuelle Linearwirtschaft mit energieaufwendiger, ressourcenintensiver Düngemittelproduktion und gleichzeitiger ebenso aufwendiger Abwasseraufbereitung und damit einhergehendem Verlust der hergestellten Nährstoffe, muss in Zeiten der Ressourcenverknappung und des Klimawandels einer Veränderung unterworfen werden. Um die Ziele des Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutzes zu erreichen, ist ein Umdenken zur Kreislaufwirtschaft grundlegend nötig. Menschliche Ausscheidungen beinhalten alles, was zum Humusaufbau benötigt wird – kurz gesagt – alles, was Pflanzen zum Wachsen brauchen. Diese dringend benötigten Nährstoffe zu vernichten und damit ungenutzt zu lassen, können wir uns nicht mehr erlauben.
Doch solange es keine rechtlich bindenden Standards für die aus menschlichen Ausscheidungen hergestellten Dünger gibt, ist eine Vermarktung dieser, oder auch schon das Betreiben von ökologischen Toiletten und die anschließende Überführung der Nährstoffe in den Kreislauf schwierig. Sind die Produkte (hygienisch) wirklich sicher und mit herkömmlichem Dünger vergleichbar?
Um diesen Fragen und Befürchtungen zuvor zu kommen ist eine Normierung und damit einhergehende Anforderungen, die ein solcher Dünger zu erfüllen hat, unerlässlich.
Eine Normierung nach DIN (Deutsche Industrie Norm) erscheint uns deswegen ein sinnvoller Weg, um Komposttoiletten (no water toilets) in das Spektrum der verfügbaren Sanitärsysteme aufzunehmen. Dazu wurde von einigen Akteuren (Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), Goldeimer (Start-Up aus Hamburg), ÖKlo/Finizio (Start-Up aus Freiburg/ Eberswalde)) erfolgreich ein DIN SPEC verfahren beantragt. Bevor Ideen aus der Forschung nach DIN normiert werden, steht ein längerer Prozess von Analyse, Auswertung und Aufbereitung. Ein sogenanntes DIN SPEC-Verfahren ist ein erster Schritt, unter Beteiligung von interessierten Akteur*innen, diese neuen Normen zu entwickeln.
In der DIN SPEC 91421: „Qualitätssicherung von Recyclingprodukten aus Trockentoiletten zur Anwendung im Gartenbau“, von der hier die Rede ist, sollen nun „Anforderungen an die Qualität und die Unbedenklichkeit von Recycling-Dünger aus Ausgangssubstraten menschlicher Herkunft festgelegt werden. Diese Anforderungen werden durch einen Mehr-Kriterien-Ansatz und aufbauend auf einer Risikoanalyse definiert.“ Die Produkte werden aus Inhalten, die aus Trockentoiletten entnommen werden, hergestellt.
Mitglieder unseres Netzwerks beschäftigen sich mit Sichtung, Auswertung und Aufbereitung gesetzlicher und normativer Texte, wissenschaftlicher Studien, Analyseergebnissen, Daten und Informationen aus dem Konsortium.
Quelle: https://kante.info/din-spec-kante-forscht/ (letzter Abruf: 21.10.2019),
Link zur DIN 91421: „Qualitätssicherung von Recyclingprodukten aus Trockentoiletten zur Anwendung im Gartenbau“
https://www.din.de/de/wdc-beuth:din21:307316275
Link zu Kante
Link zur IGZ
„Ziel der DIN-Connect Innovationsförderung ist die Entwicklung eines Produkt-Standards (DIN SPEC) für vermarktungsfähige und qualitätsgesicherte Recyclingprodukte aus Ausgangssubstraten menschlicher Herkunft zur Anwendung als Dünger im Gartenbau.
Durch eine dezentrale Behandlung und Verwertung der Stoffströme Urin und Fäzes aus Trockentoiletten kann ein kreislauforientiertes Nährstoff-Recycling realisiert werden. Das DIN-Connect Projekt sowie die geplante DIN SPEC sollen explizit Start-Ups und KMUs bei der Etablierung ihrer technischen Innovationen auf dem Markt der stationären sowie mobilen wasserlosen Sanitärtechnik bzw. -dienstleistung stärken und gleichzeitig zur Qualitätssicherung beim Aufbau von Kreislaufwirtschaften beitragen. Der Standard soll auf Grundlage des aktuellen Stands der Forschung sowie existierender Gesetze und Normen für Recyclingsubstrate aus ähnlichen Ausgangssubstraten pflanzlicher oder tierischer Herkunft erarbeitet werden.
Finanziert durch das Programm DIN Connect, womit besonders innovative, gesellschaftlich relevante und zukunftsweisende Ideen gefördert werden. Für das Förderprogramm stellen DIN und DKE eigene finanzielle Mittel zur Verfügung, um Innovationen in die Normung und Standardisierung zu überführen und ihnen auf diese Weise zu einem schnelleren Marktzugang zu verhelfen.“
Quelle: https://www.igzev.de/projekt_type/4-2-x-qualitaetssicherung-von-recyclingprodukten-aus-trockentoiletten-zur-anwendung-im-gartenbau/ (letzter Abruf: 21.10.2019)
Link
zu DIN-Connect:
https://www.din.de/de/forschung-und-innovation/foerdervorhaben/din-connect/ueber-din-connect/ueber-din-connect-95992
Projektdaten:
- Fördervolumen: 35.000 Euro
- Laufzeit: März- Dezember 2019
- Veröffentlichung der DIN SPEC: Frühjahr 2020
Dieses Projekt ist eines von 17 Siegerprojekten:
https://www.din.de/de/din-und-seine-partner/presse/mitteilungen/din-connect-2019-gewinner-stehen-fest-321982