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Projekt 1000 Trocken-Trenn-Toiletten (TTTT)

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1. Ausgangssituation Projekt 1000-Trocken-Trenn-Toiletten

Im Rahmen der Arbeit im NetSan e.V. haben sich Mitglieder des Vereins, sowie Externe zu einer Arbeitsgruppe zusammengefunden, um zu erforschen und zu systematisieren, inwieweit in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon kreislaufgeführte Toilettensysteme (Eigenbau oder Handelsübliche) im Privaten, in halböffentlichen oder öffentlichen Projekten im Einsatz sind. Es soll herausgefunden werden, welche Schwierigkeiten sich während oder durch die Nutzung dieser NASS (Nachhaltige Sanitärsysteme) ergeben, Best-Practice Beispiele vorgestellt, sowie Empfehlungen für und Risiken der Nutzung benannt werden.

Das derzeit in Deutschland und in nahezu allen Industrienationen bestehende Abwassersystem verschwendet in hohem Maß wertvolles Trinkwasser und führt zu weiteren Problemen. Der Energieeinsatz des Betriebs ist enorm, gleichzeitig entstehen in der Kläranlage klimaschädliche Gase und Sondermüll. Wertvoller Pflanzendünger, wie Stickstoff, Phosphor, Kalium und Kohlenstoff der in unseren Ausscheidungen enthalten ist, werden so dem Boden vorenthalten und vernichtet. Wenn wir dauerhaft eine gesunde Umwelt erhalten wollen, müssen die Nähr- und Aufbaustoffe aus unseren Ausscheidungen in den Boden zurückgeführt werden. Dies wird aktuell u.a. dadurch erschwert, dass in unserem Abwassersystem wertvolle Ressourcen mit problematischen Chemikalien vermischt werden, was ein Recycling der Nährstoffe und eine Kreislaufführung nahezu unmöglich macht. Gleichzeitig belastet die Herstellung von Kunstdünger die Umwelt (z. B. der Abbau der Rohstoffe im Tagebau) und führt zu erheblichen Treibhausgasemissionen (z.B. Haber-Bosch-Verfahren zur Herstellung von Stickstoffdünger). Vertiefende Infos finden sich bei Youdontknowshit.de


2. Projekthintergrund

Wir möchten zeigen, dass es möglich ist, unsere menschlichen Ausscheidungen nicht in die Kanalisation einzuleiten, sondern mithilfe eines Verwertungs- und Hygienekonzepts in Dünger umzuwandeln und im eigenen Garten einzusetzen. Die getrennte Sammlung unserer Ausscheidungen, die Hygienisierung und Behandlung, sowie Umwandlung der Stoffe in unbedenklichen, nährstoffreichen und pflanzenverfügbaren Dünger und die anschließende Verwertung im eigenen Garten sind ein Schlüssel zur Umsetzung eines lokalen Nährstoffkreislaufs und damit zu einem nachhaltigen, energie- und ressourcensparenden Umgang mit unseren Ausscheidungen. In modernen Selbstversorger-Gärten kann leicht eine vollständige Versorgung des Gartens mit aus den menschlichen Ausscheidungen erzeugten Nähr- und Aufbaustoffen erfolgen. Bei Einsatz in der Landwirtschaft könnte ca. 20% des heute noch verwendeten Kunstdüngers ersetzt werden. Mehr Hintergründe dazu siehe www.naehrstoffwende.org

3. Zielsetzung und Ablauf

Je mehr Menschen positive Erfahrungen mit der hygienischen und nachhaltigen Verwertung ihrer Ausscheidungen machen, umso größer wird die gesamtgesellschaftliche Bereitschaft für eine Sanitärwende. Unser Projekt zielt darauf ab, Menschen eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie sie durch selbstwirksames Handeln zu einer nachhaltigeren Welt beitragen können. Wir wollen außerdem einen Bildungsbeitrag leisten: Menschliche Ausscheidungen sollen aus der Tabu-Ecke herausgeholt werden und als das begriffen werden, was sie sind: wertvolle Ressourcen für die Pflanzenernährung und den Humusaufbau und eine Möglichkeit Klimawandelfolgeschäden abzumildern und die Klimaziele zu erreichen. Unsere Projekt-Teilnehmenden beschreiben und dokumentieren möglichst genau die Vor- und Nachteile der Nutzung ihrer NASS. Wir nehmen die eingereichten Anlagen fortlaufend in Form von Anlagensteckbriefen auf, welche dann von uns bewertet, auf Problematiken untersucht und anschließend in der verbesserten Form veröffentlicht werden. Je mehr Menschen sich beteiligen und ihre Erfahrungen mitteilen, desto größer wird auch von Kommunen die Bereitschaft, eine Sanitärwende zu akzeptieren und einzuleiten.

Aufbauend darauf wollen wir:
a) die bereits existierenden Praxisbeispiele in einer digitalen Datenbank verfügbar machen
b) Anleitungen zum Bau, zur Hygienisierung und Verwertung sowie zum Handling der Stoffe erstellen, sammeln und veröffentlichen
c) Möglichkeiten zum probeweisen Ausleihen von Trockentoiletten schaffen
d) eine öffentliche Kampagne planen und durchführen

e) einen Abschlussbericht erstellen

Weitere Möglichkeiten: – Begleitende Forschung – Soziologische Forschung – ein Citizen-Science-Projekt.

4. Zielgruppen

In erster Linie sind Besitzende von Gärten oder kleinen landwirtschaftlichen Betrieben mit Eigennutzung (z.B. SOLAWIs) als Teilnehmende angefragt. Es werden Obst- und Gartenbauvereine, Selbstversorger, Permakultur-Gärtner*innen, Waldgärtner*innen und Privatnutzende angesprochen.

Anmerkungen und Rückfragen per Email unter tttt@netsan.org