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Pressemitteilung: Aufbruch in der Sanitärwende – Europäischer Kongress für Ressourcen-orientierte Sanitärsysteme

12. November 2023 in Zürich NetSan | VaLoo | RAE

Am Sonntag endete der erste internationale Kongress für die Sanitär- und Nährstoffwende in Zürich, wenige Tage vor dem zehnten Welttoilettentag am kommenden Wochenende (19. November). Wissenschaftler*innen und Praktiker:innen aus sieben europäischen Ländern tauschten Erfahrungen und Forschungsergebnisse über Alternativen zum aktuellen Umgang mit menschlichen Ausscheidungen aus. Angesichts der zunehmenden Trockenheit in vielen Regionen ist es nicht zukunftsfähig, dass etwa ein Drittel des Trinkwassers für den Transport von Kot und Urin zu Kläranlagen genutzt werden. Darüber hinaus enthalten die menschlichen Exkremente große Mengen an Stickstoff und Phosphor – Stoffe, die in der Landwirtschaft als Dünger gebraucht werden.

Die fast 100 Kongressteilnehmer*innen stellten eine Vielzahl von Projekten vor. Das staatliche Wasser- und Abwasserinstitut der Schweiz in Zürich EAWAG forscht seit fast drei Jahrzehnten an der Separierung von Urin, wodurch sich die Größe der Kläranlagen um zwei Drittel verringern ließe. In dem neuen Pariser Stadtquartier Saint-Vincent-de Paul werden nun 600 Wohnungen mit entsprechenden Rohren ausgestattet. Der gesammelte Urin soll als Dünger in öffentlichen Grünanlagen eingesetzt werden, berichtete Louise Raguet von der Ecole Nationale des Ponts et Chausées. In Eberswalde in Deutschland verarbeitet eine Firma menschlichen Kot aus Trockentoiletten zu hygienisch einwandfreiem Kompost. Die Ernteergebnisse werden gerade wissenschaftlich untersucht. Die geltende rechtliche Lage behindert bisher allerdings in vielen Fällen die Skalierung solcher Ansätze.

Das europäische Treffen stand unter dem Motto „Connect the Networks“. Die nationalen Vereine aus Deutschland/Österreich (Netzwerk für nachhaltige Sanitärsysteme – NetSan e.V.), Frankreich (Réseau d’Assainissement Ecologique – RAE) und der Schweiz (VaLoo – Circular Sanitation Network Switzerland) vereinbarten eine enge Zusammenarbeit. Ivo Guilherme von RAE äußerte sich begeistert: „Die Bewegung der Sanitär- und Nährstoffwende ist zwar noch weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Doch das wird sich ändern, denn die Probleme wachsen. Die Lage ist vergleichbar mit der Bewegung für erneuerbare Energien vor 40 Jahren.“